Im Teil 1 haben wir erfahren, dass unser geistliches Leben Stadien und Stufen durchläuft und es sich oft auch grob in 2 Stadien unterteilen lässt. Vereinfacht ausgedrückt, können wir die beiden Stadien wie folgt kennzeichnen:
- In der ersten geistlichen Lebenshälfte . . . wollen wir Gott (gutgemeint) zeigen was Wir für Ihn tun können!
- In der zweiten Lebenshälfte zeigt Gott uns, was Er für uns, ohne uns tun kann!
Wir haben anhand verschiedener biblischer Charaktere (Mose, Elia, David, Petrus) das Muster erkannt, in dem Gott unsere eigene Stärke und den Eifer unserer geistlichen Jugend an deren Grenzen zerbrechen lässt, damit wir Seine Stärke empfangen können.
Und es ist wichtig, zu erkennen, dass diese Zeit der eigenen Stärke nötig ist, um authentisch zu wachsen! Das Versagen darin erlebt werden muss, damit wir später Erbarmen haben mit denen, die an uns und anderen versagen und ebenfalls lernen müssen.
Lesen wir kurz eine Passage von Paulus, in der er diese geistliche Reise auch nochmals beschreibt.
1.Kor.13:9-11
Denn wir erkennen und weissagen nur unvollständig. Wenn dann aber das Vollständige kommt, wird alles Unvollständige beseitigt werden. Als ich ein Kind war, redete ich wie ein Kind, dachte und urteilte wie ein Kind. Als ich Mann wurde, tat ich das Kindliche ab.
Das Charakteristische an der ersten geistlichen Lebenshälfte ist die Unvollständigkeit geistlichen Erkennens!
Einfach, weil uns als geistliches Kind die Reife und Erfahrung fehlt! Aber wir alle fangen dort an und Gott in seiner Güte und Weisheit baut uns durch Erfahrungen, besonders der des Scheiterns und Erfahrens, unserer eigenen Grenzen zur inneren Reife auf. Wir können 10.000x hören, dass unsere Hingabe an Gott Bruchstellen hat, wir können das vom Kopf her bejaen. Aber erst die Erfahrung des Scheiterns unserer Hingabe, macht uns empfänglich für die Gnade und die Einsicht, das nicht wir uns vollenden und unser Lebens und Berufungs- Haus bauen, sondern Gott alleine.
An dieser Bruchstelle, die wir manchmal sogar mehrfach erfahren, wollen wir oft aufgeben, alles an Dienst und Glauben hinschmeißen, weil wir so geschockt über uns selber sind! Es sind Momente in unserer geistlichen Lebensreise, in denen wir an unserm Glauben, an unserer Integrität und Würdigkeit zutiefst zweifeln.
Sehen wir uns dazu Elia & Petrus an:
1.Könige 19:4
Er (Elia) aber ging hin in die Wüste, eine Tagereise weit, kam und setzte sich unter einen Ginsterstrauch und erbat sich den Tod und sprach: Es ist genug! So nimm nun, HERR, meine Seele; denn ich bin nicht besser als meine Väter!
Matthäus 26:75
Da dachte Petrus an die Worte Jesu, da er zu ihm sagte: „Ehe der Hahn krähen wird, wirst du mich dreimal verleugnen“, und ging hinaus und weinte bitterlich. Johannes 21:3 Spricht Simon Petrus zu ihnen: Ich will hin fischen gehen. Sie sprechen zu ihm: So wollen wir mit dir gehen. Sie gingen hinaus und stiegen in das Schiff; und in derselben Nacht fingen sie nichts.
Die alten Muster der eigenen (gutgemeinten) Glaubensstärke brechen am Ende der ersten geistlichen Lebenshälfte zusammen, sie tragen nicht mehr!
Elia will sterben, er fühlt sich wertlos und als Versager, genau wie Petrus, der bitter enttäuscht über sich in Tränen ausbricht und später wieder Fischen gehen will. Aber noch nicht einmal das scheint nicht zu klappen.
Es ist übrigens ein typisches Muster, dass, wenn uns das Neue geistlich überfordert, wir in das alte vorherige Muster zurückzudrängen, das uns Sicherheit gegeben hat. Und oft hat dieses Muster einen Namen: „Gesetzlichkeit“! Das Gesetz ist überschaubar, verstehbar, klar definiert, wer Drinnen und wer Draußen ist!
So war für einen Teil der Jünger, die sich um Jakobus versammelten, die Gnade zu gefährlich, sie ging ihnen zu weit.(z.B Einbeziehung der Nationen in Gottes Heisplan). Und so drängten sie ins Gesetz und die vermeintliche Notwendigkeit der Beschneidung und Ausgrenzung der Nationen zurück! (siehe Galater 2.12, 5.3, 6.13)
Es ist das geistige Verhaltensmuster, gegen das Jesus während seines ganzen öffentlichen Wirkens ankämpfte und das er so meisterhaft am Beispiel mit dem alten und neuen Wein erklärt:
Lukas 5:37-39
Und niemand füllt jungen Wein, der noch gärt, in alte Weinschläuche. Der Wein würde die Schläuche zerreißen und auslaufen. So wären Wein und Schläuche verdorben. Nein, jungen Wein füllt man in neue Schläuche! Aber niemand, der alten Wein getrunken hat, will anschließend neuen. ‚Der alte ist besser‘, wird er sagen.“
Neue geistige Einsichten und Erkenntnisse sprengen alte enge Denkmuster, sie machen Angst und deshalb sagen viele: Ich bleibe beim alten Denkansatz oder Glaubensmuster, dabei fühle ich mich sicherer. Ich will mich der Mühe, (in meinem Denken) einen neuen Weinschlauch zu schaffen nicht aussetzen.
Aber für alle, die weiter in die 2. Lebenshälfte gehen, kommt es zunächst zu der schockierenden Erfahrung, zu erkennen, dass unsere alten eigenen Kräfte und Denkmuster (Weinschläuche) nicht tragen und dass ein anderer, Größerer als wir, uns tragen muss (Gott selber).
Der Übergang von der ersten zur zweiten geistlichen Lebenshälfte kann oft wie folgt beschrieben werden:
Das Alte ist wie zerbrochen und das Neue noch nicht da und ich weiß nicht, ob am Ende dieser Dunkelheit Licht auf mich wartet.
„Keine Zukunft“ – wie abgeschnitten vom Strom des Lebens, unsicher und voller Zweifel fühlen wir uns. Das Lebensschiff hat das Ufer verlassen, es treibt im stürmischen Meer. Ein neues Ufer ist nicht in Sicht. Da sind Einsamkeit, Verlassenheit, Gefühle von Schuld und Scham und die tiefe Überzeugung:
„Ich bin nichts wert“. (siehe Elia & Petrus)
Kurz einige Erfahrungen am Tiefpunkt der Transfer-Krise
- Orientierungslosigkeit und Verwirrung!
- Sich vollkommen verlassen und allein fühlen!
- Die Überzeugung: Keiner liebt mich, keiner versteht mich!
- Obwohl ich mich danach sehne, ertrage ich keine Nähe!
- Zusammenbruch, nichts mehr funktioniert (Ich fange keine Fische) und da ist scheinbar kein Ausweg!
- Angst, den Glauben zu verlieren, ich kann das Glaubensleben nicht mehr kontrollieren.
- Am liebsten würde ich sterben (siehe Elia)!
Und was hilft?
Vollkommenes Loslassen lernen und erfahren! Hingabe und zulassen, dass ich getragen werde von einer Kraft, die größer, weiser und liebevoller ist als ich.
Nicht mehr selber kämpfen!
Da gibt es die Geschichte von den Fußabdrücken im Sand:
Sie gehen nebeneinander, unsere und die Gottes.
Dann ist da nur mehr ein Paar Abdrücke und unsere Frage:
„Wo warst Du, als ich Dich am meisten gebraucht hätte?“
„Da habe ich Dich getragen.“
Um das geht es in der 2.Lebenshälfte: Sich tragen zulassen, die Kontrollhebel des Lebens zunehmend loslassen und immer tiefer zu erfahren, was Paulus meint, wenn er sagt:
Galater 2:20
Und nicht mehr lebe ich, sondern Christus lebt in mir!
Wachstum und Veränderung findet im Sein statt, nicht im Tun.
Die Transformation kommt als Reifeprozess von innen.
Pastoren, Freunde oder Seelsorger, sie können unterstützen und begleiten, doch sie können „es“ nicht machen. Ich muss loslassen und zulassen, dass etwas in mir stirbt. Ich glaube, es ist unser „Ego – Die Kraft des Selbermachens“, das dann stirbt.
Die alten Muster, der ersten geistlichen Lebenshälfte, die uns nicht mehr dienlich sind und die wir ablegen müssen wie ein Kleid, das uns zu eng geworden ist.
In dieser Übergangszeit die eigene Ohnmacht ins Auge zu fassen, kann sehr frustrierend sein! Du entdeckst „in dir“ Orte (Charakterschwächen), wo du absolut ohnmächtig bist. Petrus sah wie wenig tief seine vermeintliche Treueschwüre gegenüber Jesus waren.
Du möchtest dich selbst ändern, gegen deine Versuchungen ankämpfen und dich unter Kontrolle haben, aber du schaffst es nicht selbst!
Darum gilt Jesu Verheißung allen von uns, das ER dafür sorgt, das unser Glauben (=Vertrauen) nicht aufhört und wenn wir das kapiert haben, wir in der Lage sind unsere Geschwister zu stärken, das nicht wir uns tragen sondern Gott uns trägt!.
Lukas 22:32
ich aber habe für dich gebeten, daß dein Glaube nicht aufhöre. Und wenn du dermaleinst dich bekehrst, so stärke deine Brüder.
Hör also auf, es selbst zu versuchen!
Hör auf mit Gewalt gegen die Realität deiner Probleme anzurennen!
Lerne das Geheimnis des Bekennens, Loslassens und Vertrauens . . .
Dann wird es geschehen:
An Dir, mit Dir und sehr oft trotz deines Egos!
Bevor wir uns nicht eingestehen, dass wir machtlos sind, werden wir die wahre Macht der umwandelnden Gnade des Vaters nicht erkennen, akzeptieren oder auch nur suchen.
Beginne ganz einfach mit dem Eingeständnis, dass du dich selbst nicht kurieren kannst, du musst zu deiner Ohnmacht vorbehaltlos JA sagen, damit Gott dich ändern kann.
„Verliere nicht den Mut . . .
und bedenke, dass DU Dich nach so vielen Jahren nicht selbst ändern kannst.
Du kannst dich nicht anders machen. Jesus ist gekommen, um dir ein neues Herz, einen neuen Geist, einen neuen Sinn und einen neuen Leib zu geben.“
Der Raum zwischen der 1. Und 2.Lebenshälfte ist geistlich eine „Zwischenzeit“, in der wir nur ruhen können und auf Ihn warten. Der Kuchen deines geistlichen Lebens backt von alleine, du kannst den Prozess nicht beschleunigen.
Hast du schon mal versucht, einen Kuchen mit höherer Grad-Zahl/stärkerer Hitze in kürzerer Zeit schneller zu backen? Das geht schief, aber im geistlichen Leben versuchen wir das immer wieder. Ganze Serien christlicher Selbsthilfebücher geben davon Zeugnis:
In 3 Schritten zum Sieg … Die 5 Stufen zur Vollmacht … usw.
Ein Gleichnis Jesu mag uns hier helfen und Verständnis geben, wie geistiges Wachstum und Ruhe ineinandergreifen.
Markus 4:26-28
„Mit dem Reich Gottes“, erklärte er, „verhält es sich wie mit einem Bauern, der seinen Acker besät hat. Er legt sich schlafen, steht wieder auf, ein Tag folgt dem anderen. Währenddessen geht die Saat auf und wächst – wie, das weiß er selber nicht. Die Erde bringt von selbst die Frucht hervor: Zuerst den Halm, dann die Ähre und zuletzt das volle Korn in der Ähre.
Was wir hier lernen dürfen ist:
Das Reich Gottes in uns, wächst in den entscheidende Phasen gewissermaßen OHNE UNS!
Wir müssen die Entscheidung treffen, bewusst loszulassen und zu erkennen:
„Ich bin, der ich bin“
Ein erlösungsbedürftiges, auf Gnade angewiesenes Kind Gottes, dem der Vater entgegenrennt und für das ER „99 Gute“ verlässt um Mich, das Verlorene, auch in meinem geistlichen Wachstum, zu finden und zu vollenden.
Diese erfahren Schwäche am Ende der ersten Lebenshälfte, ist der Ort, an dem Gott der Vater uns nach Jahren des Agierens in unserer eigenen Stärke haben will, um uns nun mit seiner Stärke und völliger Gnade vertraut zu machen.
Wie gesagt, dieser Prozess läuft so ab, dass es keine Abkürzungen gibt. Wir müssen durch die Phase der eigenen Kraft und des eigenen Tuns laufen, um aus Erfahrung zu erkennen, dass wir nicht für immer am Lenkrad unseres geistlichen Lebens und Dienstes bleiben können.
Und dazu ist auch eine innere Reife nötig. Hesekiel 16:6-8 ist eine wunderbare geistliche Darstellung dieser Reifung und der Stadien wie Gott an uns handelt.
„Ich aber ging vor dir vorüber und sah dich in deinem Blut liegen und sprach zu dir, da du so in deinem Blut lagst: Du sollst leben! (1.Bekehrung) Und habe dich erzogen und lassen groß werden wie ein Gewächs auf dem Felde; und warst nun gewachsen und groß und schön geworden. Deine Brüste waren gewachsen und hattest schon lange Haare; aber du warst noch nackt und bloß. Und ich ging vor dir vorüber und sah dich an; und siehe, es war die Zeit, um dich zu werben.“(2.Bekehrung)
Hier sind die 2 geistlichen Lebensabschnitte deutlich in gleichnishafter Form beschrieben. Die erste Bekehrung der geistliche Jugend zum Glauben an Gott.
Dann wartet Gott auf eine gewisse Reife und ein Wachstum (metaphorisch: Brüste, Haare), die nötig sind, um das 2.Stadium der Bekehrung, die tiefe Liebesbeziehung zu IHM und das völlige Loslassen zu verstehen.
So kommt z.B am Ende des Hohenliedes 8.5 die Braut (wir) gestützt auf ihren Geliebten aus der Wüste und am Ende des Buches Hiob kommt Hiob zu der Erkenntnis:
„Ich kannte Dich (Gott) vom Hörensagen, jetzt hat mein Auge Dich gesehen“
Der zweite Lebensabschnitt beginnt bewusst, wenn das innere Fassungsvermögen (neuer Weinschlauch) gewachsen ist, wenn der Gläubige tiefere Einsichten des Handelns und der unkonditionellen Gnade Gottes fassen kann.
Und wo immer diese Wahrheiten auf unvorbereitete Gläubige trifft, setzt Widerstand, bis hin zu Verfolgung ein! Das erfuhr Jesus wieder und wieder in den Anklagen der „Frommen“ gegen die Art, wie er den Sündern begegnete und sie berührte.
Darum warnt Jesus auch, Perlen der Erkenntnis nicht vor Säue zu werfen.
Oft erleben wir dies, wenn wir voller Begeisterung ein neues Erfahrungslevel des Verstehens im Glauben betreten haben und dann anderen erzählen, dass wir Unverstand oder Widerstand erfahren. Darum sagt Jesus mit der Weisheit des 2.Lebensabschnittes den Jüngern nach der Auferstehung:
„Ich hatte euch noch viel zu sagen, aber ihr könnt es jetzt nicht ertragen!“ (Joh.16.12)
Schauen wir nun auf das besondere Merkmal des 2.Lebensabschnittes.
Neben der Einsicht, auf Gott zu warten, an seiner Hand zu gehen, ein tieferes Verständnis für seine Gnade an mir zu bekommen, kommt die Fähigkeit eines geweiteten Weinschlauches dazu:
Weniger zu richten, zu verurteilen und zu kategorisieren, weil ich erfahren habe das ich nicht besser und und vor allem nicht alles über den anderen und Gott weiß!
Schauen wir das genauer an, denn wir werden zu dem, was wir sehen und erkennen!
Leben & Religion im frühen Stadium ist oft, wie es Paulus sagt, kindlich und begrenzt.
1.Kor.13:9-11
Denn wir erkennen und weissagen nur unvollständig. Wenn dann aber das Vollständige kommt, wird alles Unvollständige beseitigt werden. Als ich ein Kind war, redete ich wie ein Kind, dachte und urteilte wie ein Kind. Als ich Mann wurde, tat ich das Kindliche ab.
Unser anfängliches geistliches Wahrnehmen und Denken und Reden ist oft duales Denken und Wahrnehmen, das heißt, wir können mit geistigen Spannungen und scheinbaren Widersprüchen noch nicht umgehen. Hier ein paar typische duale Denk- & Kommunikations-Muster:
Schwarz – Weiß – Wahrnehmung (Es gibt keine Zwischentöne)
Richtig – Falsch (Es gibt nur eine Deutung einer Situation)
Drinnen – Draußen (Nur mein Glauben ist richtig)
Auge um Auge (Wie Du mir . . . so Ich Dir)
Weil uns Weisheit und Lebenserfahrung fehlen, beginnen wir oft mit einfachen schwarz-weiß Lösungen und Erklärungen. Das ist einfach und man muss nicht viel nachdenken. Wir fühlen uns schnell im Recht und auf der richtigen Seite.
Die Faszination gesetzlicher Religiosität liegt in ihrer Überschaubarkeit, Vorhersagbarkeit, simplen Erklärbarkeit und ihren scheinbar klaren Grenzen, die uns sagen wer sich drinnen und wer sich draußen befindet, was scheinbar richtig und was falsch ist.
In der 2.geistlichen Lebenshälfte aber merken wir, wenn wir aufrichtig sind und wachsen, dass diese Raster und Muster oft nicht mehr passen.
Wir erfahren, dass der alte Weinschlauch (Denk- und Wahrnehmungsmuster) zu eng ist und wir neue brauchen, wenn wir den neuen Wein, die neuen Einsichten, die bei uns anklopfen, fassen wollen.
Hier nochmals zum besseren Verständnis:
Die Art wie Jesus im Gegensatz zu den „Frommen“ mit den sogenannten Ungerechten umging. Dem Frommen ging es nur um das beurteilen „Richtig – Falsch“ und das Aus und- Abgrenzen. (typisches Denkmuster der ersten Lebenshälfte )
Jesus aber grenzte nicht aus, oder urteilte oberflächlich.
Er nahm an und wertschätzte die Person des Sünders ohne seine Sünde explizit gutzuheißen. Aber seien Wertschätzung und Liebe überführte die Sünder von alleine, ohne fromme Manipulation oder Drohung (siehe Zachäus der Oberzöllner, Lukas 19.2-10).
Das ist die Weisheit und Liebe der zweiten Lebenshälfte im Gegensatz zur Ersten.
Darum kommt Jesus zu der erstaunlichen Äußerung am Kreuz über jene die ihn, aus falschem Eifer und inneren Verstehen ans Kreuz brachten:
„Vater vergib ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun:“ (Lukas 22.34)
Schauen wir uns kurz einige Verse an, um das Prinzip des geistlichen Erkennens und Nichterkennens zu verstehen:
Johannes 7:46 – 51
„Noch nie haben wir einen Menschen so reden hören“, erwiderten die Männer. „Hat er euch denn auch verführt?“, herrschten die Pharisäer sie an. „Glaubt denn ein einziger von den oberen Priestern oder den Pharisäern an ihn? Das macht doch nur dieses verfluchte Volk, das keine Ahnung vom Gesetz hat!“ Da sagte Nikodemus, der selbst ein Pharisäer war und Jesus einmal aufgesucht hatte: „Verurteilt unser Gesetz denn einen Menschen, ohne dass man ihn vorher verhört und seine Schuld festgestellt hat?“ „Bist du etwa auch aus Galiläa?“, gaben sie zurück. „Untersuch doch die Schriften, dann wirst du sehen, dass kein Prophet aus Galiläa kommen kann!“
Apg. 5:34-39
Da stand ein Pharisäer im Rat auf und verlangte, die Angeklagten vorübergehend hinauszubringen. Er hieß Gamaliel und war ein im ganzen Volk angesehener Gesetzeslehrer. „Männer von Israel“, sagte er dann, „seht euch bei diesen Menschen vor! Überlegt genau, was ihr mit ihnen tun wollt. Es ist schon einige Zeit her, als Theudas auftrat und behauptete etwas Besonderes zu sein. Ungefähr 400 Männer hatten sich ihm angeschlossen. Doch er wurde getötet und alle seine Anhänger zerstreuten sich und die Sache war zu Ende. Später, zur Zeit der Volkszählung, zettelte Judas, der Galiläer, einen Aufstand an und scharte eine Menge Leute um sich. Auch der kam um und alle seine Anhänger wurden auseinandergetrieben. Im vorliegenden Fall rate ich deshalb: Lasst diese Leute in Ruhe! Lasst sie gehen! Denn wenn das, was sie wollen, und das, was sie tun, von Menschen kommt, wird es scheitern. Wenn es aber von Gott kommt, werdet ihr es nicht zerstören können. Vielleicht steht ihr dann als solche da, die gegen Gott kämpfen. „Das überzeugte sie.
Hier sehen wir 2 wahrhaftige/authentische, schon mehr in der 2.ten Lebenshälfte stehende „jüdische Älteste“, zu denen wir heranwachsen sollen.
Sie widerstehen dem Drang, ein vorschnelles Urteil zu fällen, selbst auf der Basis der allgemeinen Schriftauslegung und dem gegenteiligen Mainstream Urteil des Hohen Rates!!! Sie lassen ihre Erfahrung und Herzensweisheit sprechen, die viel weiter reicht als oberflächliche Schrift/Bibelauslegung oder schnelles Beurteilen.
Sie denken nicht in engen dualen Schwarz-Weiß Kategorien, sondern mit der Weite eines gereiften Herzens, das abwarten kann und auf die Früchte wartet!
So auch Jesu Gleichnis vom Unkraut im Weizen (Matth.13.26ff )
In diesem Gleichnis sind es die Diener mit ihrem dualen Urteilen, die sofort eine Entscheidung wollen, ein Urteil, das sich auf den Augenschein und das Gesetz beruft.
Und Jesus warnt auch hier vor einem vorschnellen Urteil und fordert heraus, darauf zu warten, welche Früchte sich langfristig zeigen bevor man vorschnell urteilt und handelt und das Gute zerstört, weil man es nicht erkennt!
Das ist 2.Lebenshälfte Weisheit:
Kein vorschnelles Urteilen, sondern Geduld und Gelassenheit.
Lernen wir:
Wie schnell verurteilen wir andere, nur aufgrund dessen was wir oberflächlich sehen, oder meinen zu sehen?
Wie wenig Güte und Gnade haben wir oft, um Anderen, Zeit zur Reife zuzugestehen und uns an unsere eigenen Fehler der geistigen Jugend zu erinnern?
Wenn wir nicht geistlich wachsen, lebt das Verlangen nach einem schnellen eindeutigen Urteil in uns.
Es fällt uns eher schwer, zu reflektieren, zu zuwarten, uns in Geduld und Langmut zu üben. Aber genau das zeichnet Frauen und Männer der 2.Lebenshälfte aus. Die Erfahrung und das Erleben des eigenen Scheiterns und die Erfahrung von Gnade lässt sie milde gegen den Nächsten werden, lässt sie mit Jesus sagen: „Wer unter Euch ohne Sünde ist, werfe den ersten Stein!“ (Joh.8.7)
Wieder und wieder sehen wir wie Jesus das „Schwarz-Weiß, Entweder- Oder, Wie- Du- Mir, So- Ich- Dir- Denken“ durchbricht, und Sünder durch Geduld und Güte und Liebe transformiert.
Er hat nie gesagt: Stehlen, ehebrechen, betrügen, etc., wäre OK!
Aber die Weisheit der 2.Lebenshälfte lässt uns erfahren, dass die rechthaberische, nur auf den offensichtlichen Fehlern herumhackende Art, den anderen nicht verändert, sondern nur noch mehr ins Fehlverhalten treibt. Während Geduld und Güte und liebevolles Dranbleiben einen Menschen verändert!
*Was Du bekämpfst bleibt! – Was Du liebst wird überwunden!“
Sprüche 19:11
Klugheit macht einen Menschen geduldig,
und es ist ihm eine Ehre, Vergehungen zu übersehen.
Hier geht es um einen Menschen, der die Klugheit der 2.Lebenshälfte erfahren und gelernt hat: Es ist das praktische Ausleben von 7×70 mal Vergeben, weil er weiß, dass der Andere Zeit braucht um zu kapieren und zu lernen!
Das ist ein Kennzeichen der 2.Lebenshälfte:
Der Drang, zu richten und zuzuordnen lässt nach, wir wissen langsam, dass wir nicht richten und beurteilen sollen, dass wir die Herzen der anderen niemals so kennen, wie Gott sie kennt. Wir haben erfahren, dass auch uns unverdient Güte und Gnade im Übermaß zugeflossen ist.
Es gäbe noch viel dazu zu lehren und ich plane demnächst ein Seminar zu diesem wichtigen Thema.
Ich bete, dass wir ein wenig begonnen haben, unsere Lebensreise zu verstehen und auch die Zerbrüche der eigenen Kraft mit Gelassenheit zu tragen. Denn sie machen uns barmherzig und zu Frauen und Männern, die auf andere positiv anziehend wirken, weil in uns Herzensweite, Güte, Milde und Erbarmen gefunden wird, die selbst härteste Herzen transformieren kann.
Lukas 22:32 (Paraphrasierung)
Doch ich (Jesus) habe für Euch alle gebetet, dass Ihr Euren Glauben nicht verliert. Wenn Ihr also später umgekehrt und zurechtgekommen seid, stärket den Glauben eurer Geschwister“
Uwe Dahlke, www.czk.de pastoraler Leiter im CZK